Bürgerinitiativen warnen vor „Scheinlösung für Wärmeplanung“ / Offener Brief an Bürgermeister in Deutschland
Mainz, den 21. März 2024. In einem offenen Brief an den Mainzer Oberbürgermeister Nino Haase (parteilos) warnen die Bürgerinitiativen MainzZero und Parents for Future (P4F) Mainz davor, in der nun anstehenden kommunalen Wärmeplanung auf die Scheinlösung Wasserstoff (H2) zu setzen. “Grüner Wasserstoff bleibt ein sehr rares und teures Gut“, betont Wolfgang Schöllhammer von den P4F: „Während die Gaslobby in den Kommunen dafür wirbt, einen Großteil der bestehenden Gasnetze auf Wasserstoff umzustellen, drohen uns Verbraucherinnen und Verbrauchern doppelt so hohe Kosten durch das Heizen mit Wasserstoff als zum Beispiel mit einer Wärmepumpe.“ Daher appellieren die beiden Bürgerinitiativen an die Verantwortlichen in der Stadtspitze und an die Mitglieder des Stadtrats: „Gehen Sie der Gaslobby nicht auf den Leim! Entscheiden Sie sich bei der kommunalen Wärmeplanung im Interesse der Mainzerinnen und Mainzer für einen zuverlässigen Ausstieg aus der fossilen Wärme – und gegen die Scheinlösung Wasserstoff zum Heizen!”
“Wärmemasterplan 2.0” für Mainz gibt richtige Richtung vor
Im vom Stadtrat am 11. Oktober 2023 mehrheitlich beschlossenen “Wärmemasterplan 2.0” heißt es unter 10.5.5. ‘Kontinuierliche Prüfung der Nutzungsmöglichkeiten von H2 in der Raumwärme und Beachtung dieser Option beim Aufbau einer H2-Infrastruktur‘: „Es ist aufgrund des deutlich ungünstigeren Wirkungsgrads für die Bereitstellung von grünem Wasserstoff (siehe auch Abschnitt 8.2.1‚ Technik‘) davon auszugehen, dass ein mögliches H2-Netz nicht die Ausdehnung und Verästelung des heutigen Erdgasnetzes haben wird, sondern nur dort zur Anwendung kommen wird, wo Wärmenetze oder Wärmepumpen aufgrund der Umfeldbedingungen nicht oder nur schwierig möglich sein werden.“
Der vom Umweltinstitut München initiierte, offene Brief wendet sich an alle Bürgermeister:innen Deutschlands und wurde bundesweit von mehr als 200 zivilgesellschaftlichen Gruppen unterzeichnet. Hintergrund ist, dass auch die Stadt Mainz bis spätestens 2026 eine kommunale Wärmeplanung vorlegen muss. Dabei wird im Stadtgebiet gebäudescharf ausgewiesen, welche Gebiete über ein Wärmenetz, welche dezentral und welche über ein Wasserstoffnetz mit Wärme versorgt werden können.
Versprechen auf Zukunftsfähigkeit hinterfragen
Gaslobbyverbände wie ‚Zukunft Gas‘ versprechen hohe Verfügbarkeiten und niedrige Wasserstoffpreise in der Zukunft. Ein breiter Konsens in Wissenschaft, Verbraucherschutz und dem Umweltbundesamt zeigt hingegen: Wasserstoff wird langfristig knapp und teuer bleiben und daher nicht ausreichend für die Wärmeversorgung zur Verfügung stehen. Darüber hinaus ist die H2-Herstellung sehr energieintensiv und der verfügbare Wasserstoff wird dringend in der energieintensiven Industrie benötigt. Ein Vergleich der Gesamtkosten fürs Heizen mit Wasserstoff oder mit einer handelsüblichen Wärmepumpe ergab etwa doppelt so hohe Heizkosten bei der Wasserstoffheizung. „Damit drohen Investitionen in Wasserstoff für die Wärmeversorgung zur Kostenfalle für die Städte und vor allem die Bürger:innen zu werden“, betont MainzZero-Sprecher Michael Lengersdorff.
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